Anmerkung der Redaktion: Heute dient das Gebäude kirchlichen Zwecken, auch ist hier eine Musikschule untergebracht. Im Buch „Die Denkmäler des Rheinlandes“ von Roland Günter ist folgende Beschreibung über das Stammhaus der Casinogesellschaft enthalten:
Das sogenannte Casino bildet den Abschluss der Straßenachse Delle, der damaligen Hauptstraße der Kunststadt Mülheim am rechten Ruhrufer. Das zweigeschossige, verputzte Haus aus Backstein wurde 1841/1941 durch den Kreisbaumeister Wilhelm Damen (Mülheim/Ruhr) errichtet. Hauptfassade an der Nordseite.
Beschreibung: Der repäsentative Bau hat einen glatten Sockel. Auf durchlaufendem runden Wulst hohe rechteckige Fenster mit Balkenrahmung in Putzrustikaflächen. Im Obergeschoss wiederholt sich diese Gliederung mit größeren Fenstern. Bekrönung der Fenster mit Palmettenakroteren. In der Fassade sind die Betonungen der Mitte (breiter Balkon über Voluten) und der Seiten (Flachrisalite) gleichgewichtig. In den Seitenfenstern und am Balkon grusseiserne Brüstungen mit Palmetten. Nach Osten zur Delle hin ein Vorbau (Bühne zum Ballsaal – heute Standort des Taufbeckens der Freikirche). Im Erdgeschoss Rundbogenarkaden über zwei toskanischen Säulen, der mittlere Bogen breiter und zu einem Flachbogen gedrückt. Die Oberwand gliedern ionische Pilaster zu drei Feldern. Über glatter Brüstung weitere Unterteilung mit toskanischen Pfeilern.
Aufschrift in Kapitalen: CASINO. An der Westseite des Hauses wiederholt sich die Anordnung der Nordseite. Die Südseite besitzt keine Gliederung. Nach Westen und Süden Parkanlage „RUHRANLAGE“. Das Gebäude war im 19. Jahrhundert von der anderen Ruhrseite aus gut sichtbar und bot einen Akzentpunkt, der die Achse der Delle von der Petri-Kirche aus markierte. Hier war die einstige „Ruhrüberquerung“, eine Furt – heute am rechten Ufer mit dem sog. „Ruhrbalkon“ markiert.
Das Haus – 1842 erbaut – als Stammhaus und Versammlungslokal der Casino-Gesellschaft, einer Korporation zur „Förderung und zum Genuss des geselligen Lebens in einem anständigen Kreise“. Ihre 114 Mitglieder brachten die Bausumme von 5.167 Talern auf. Davon kosteten das Mobiliar 2.592 Taler und die Gasbeleuchtung 1.239 Taler.
In den letzten Kriegstagen , am 23. Juni 1943 durchschlug eine Phosphor-Bombe das Dach des großen Ballsaales – bis heute wurde nur provisorisch repariert – die prunkvolle Stuck-Decke des Saales ist verkleidet.
(499 Bomber warfen 1.700 Tonnen Bomben auf die Innenstadt Mülheims und zerstörten 1.135 Häuser, 530 Menschen starben – wie durch ein Wunder, blieben das CASINOGEBÄUDE und die Villen in der kleinen Ruhrstraße Nr. 3 bis Nr. 9 nahezu unbeschädigt und sind heute als Baudenkmäler erhalten.)
1841
Im Rahmen eines Stammtisches werden erste Pläne erörtert und durch Vereinbarungen vom 17. April und 17. Juli 1841 entschloss man sich, den Garten der Witwe Hermann von Eicken anzukaufen (zuvor war hier um 1750 ein großer Kohlenlager- und Schiffsbauplatz) , „das gegenwärtige Gebäude darin aufzuführen und gehörig einzurichten, dasselbe mit einer Gasbeleuchtung zuversehen und die desfallsigen Kosten zu decken“. Anmerkung der Redaktion: Heute dient das Gebäude kirchlichen Zwecken, auch ist hier eine Musikschule untergebracht.
1842
Am 14. Juni 1842 wurde durch Unterschrift König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen das Bestehen der „Gesellschaft CASINO zu Mülheim an der Ruhr“ kodifiziert (Dies wurde lange Zeit als Gründungsdatum interpretiert).
1852
Gründung der ersten Mülheimer Dampfschifffahrts-Gesellschaft durch Initiative und Mittelbeschaffung der Gesellschaft CASINO.
1920
Seit dem 13. Dezember erste Feststellung des Direktoriums, später des Vorstandes.
Einsichtnahme ins Vereinsregister, vor Auslagerung der Akten im Jahr 2009
1930
Erste vollständige Mitgliederliste liegt vor. „Die Fortführung eines vollständigen Verzeichnisses der Mitglieder nach alphabetischer Ordnung in zwei Abteilungen, für die ordentlichen und die außerordentlichen“ war Aufgabe des Secretairs. Derzeit sind 150 ordentliche und 13 außerordentliche Mitglieder verzeichnet.
Hinter dem Casinogebäude in der Kunststadt Mülheim: Denkmal der Luise – die von der Mülheimer Casinogesellschaft bezahlte Büste steht heute im Museum Schloss Broich ohne den Sockel (damals Kunst im öffentlichen Raum)
1933
Reduzierung der Mitgliederanzahl auf 70, zurückzuführen auf die von den Nationalsozialisten nur ungern geduldeten gesellschaftlichen Vereinigungen.
1940
Am 14. November 1940 wurde das Casino-Gebäude an der Delle an die Hugo Stinnes GmbH verkauft, 99 Jahre nach Baubeginn. Hierzu liegt im Vereinsarchiv folgendes denkwürdige Schreiben eines Mitglieds zum 125-jährigen Jubiläums (ausgehend vom damals vermuteten Gründungszeitpunkt 1842):
1952
Aktivitäten nach Kriegsende und Aufzeichnung ab 1952. Seit dem liegt ein vollständiger Überblick über Bälle, Ausfahrten, Jugendbeteiligung und gesellige Vergnügungen jeder Art bis hin zum Nikolausfest für die Jüngsten vor.
1953
Am 3. Februar wird im Rahmen der Jahreshauptversammlung beschlossen, dass der Gedanke an ein eigenes Haus „nicht mehr für opportun gehalten wird“ und den damals eigens bezahlten Betrag von 20,00 DM für andere Zwecke der Gesellschaft freizustellen, da die Kosten für eigene Räume zu hoch sein würden.
2016
200 – Jahrfeier der Gesellschaft CASINO e.V. im Schloß Hugenpoet mit über 200 Teilnehmern.
Heute
Derzeit umfasst die Gesellschaft um die 100 Mitglieder. Durch Eintritte in den letzten Jahren behält die Gesellschaft auch weiterhin Ihre Aktualität. Der aktuelle Jahresbeitrag beträgt 120,00 EUR. Die Pandemiejahre 2020-2022 hat die Gesellschaft unbeschadet überstanden.
Vorstandsmitglieder ab 1920 (Quelle: Vereinsregister der Gesellschaft)
Die Namen sind in der Reihenfolge der Eintragung in das Vereinsregister aufgeführt. Herren, die mehrfach Ämter bekleidet haben, sind nur einmal genannt. Die Liste ist unvollständig, da teilweise versäumt wurde, den jeweils neu gewählten Vorstand in das Vereinsregister eintragen zu lassen.
Fabrikant Jean Baptiste Coupienne
Fabrikdirektor Paul Brandt
Dr. Gustav Brüggerhoff
Kaufmann Gustav Engels
Glas-Fabrikant Carl Nedelmann (Glashütte Styrum)
Bankdirektor Carl Westerburg
Direktor Dr. Günther Ibing
Bankdirektor Gerhardt Tausch
Bankdirektor Carl Bronstert
Bankdirektor Carl Seidel
Studienrat Helmut Hoffmeister
Rechtsanwalt und Notar Dr. Otto Niehoff
Apotheker Dr. Herbert Ulbrich
Apotheker Hermann Liekfeld
Verleger Carl A. Fischer
Kaufmann Peter Wilhelm Werhahn
Bankdirektor Otto Kammerichs
Verwaltungsdirektor Dr. Herbert Täger
Dipl.-Kfm. Hans-Joachim Klusmann
Prof. Dr. Karl Schmidt
Rechtsanwalt und Notar Dr. Georg Giesen
Dipl.-Kfm. Walter Jacobs
Bankdirektor Erich Büttner
Dipl.-Kfm. Dr. Helmut Crott
Die Vorsitzenden ab 1966:
- 1966 – 1968 Dr. Georg Giesen
- 1969 – 1972 Dr. Hans-Ulrich Kienow
- 1973 – 1976 Walter Jacobs
- 1977 – 1980 Fritz Finck
- 1981 – 1984 Michael Gilles
- 1985 – 1988 Klaus Berlin
- 1989 – 1992 Dr. Erwin Steines
- 1993 – 1996 Rolf Fusbahn
- 1997 – 2000 Helmut Niehoff
- 2001 – 2004 Dr. Michael Otto
- 2005 – 2008 Dieter Broch (Schriftführer Dr. Ulrich Nover)
- 2008 – 2010 Hans-Herbert Zimmermann (Schriftführer Alexander-Ivo Franz)
- 2011 – 2014 Alexander-Ivo Franz (Schriftführer Michael Arndt)
- 2015 – 2018 Dr. Henner Kollnig (Schriftführer Jan Dwornig / Michael Arndt)
- 2019 – 2023 Karsten Rick Radtke (Schriftführer Alexander-Ivo Franz)
- seit 2024 Dr. Guido Lepkes (Schriftführer Dr. Martin Ehlers)